Was ist eigentlich eine Synagoge?

Etwa tausend Jahre lang gab es in Jerusalem den Tempel als das Zentralheiligtum des jüdischen Volkes. Im Mittelpunkt des Tempeldienstes stand der Opferkult. Der Tempel wurde von König Salomo ca. 930 v. Chr. errichtet und im Jahre 70 n. Chr. von den Römern zerstört. An den Überresten der einstigen Westmauer - der sogenannten "Klagemauer" - beten Juden auch heute. Nach der Zerstörung des Tempels ist der Synagogengottesdienst als Ersatz für den Tempeldienst entstanden. An die Stelle des Opferdienstes in dem einen Tempel tritt jetzt der Gebetsgottesdienst in den verschiedenen örtlichen Synagogen.
Modell des Tempels in Jerusalem Westmauer, die sogenannte Klagemauer
   
Das Wort "Synagoge" ist griechisch und bezeichnet den Versammlungsort der Gemeinde und die Gemeinde selbst. Das hebräische Wort lautet "Bet ha Knesset" und bedeutet "Haus der Versammlung". Nicht nur zum Gottesdienst versammelt sich die jüdische Gemeinde in der Synagoge, sondern auch zum religiösen Lernen. Im Jiddischen wird die Synagoge deshalb auch "Schul" genannt. Darüber hinaus ist sie kulturelles und gesellschaftliches Zentrum der Gemeinde.

Die Synagoge ist nicht "Gotteshaus", da Gott nicht an einen Ort gebunden werden kann. Auch der Gottesdienst muß nicht an einem bestimmten Ort stattfinden, sondern dort, wo immer sich Menschen zum Gebet versammeln, wird dieser Ort dann zum "Haus der Versammlung". Die Synagoge soll an allen Seiten (außer der Ostseite) Fenster haben und im Vorraum stets ein Wasserbecken zur symbolischen Waschung der Hände vor dem Gottesdienst.

Von links nach rechts: Die Synagogen in Darmstadt, Frankfurt/M und Worms
   
Der Synagogenraum selbst dient für die männlichen Beter. Frauen haben entweder einen Nebenraum oder sitzen auf der Galerie mit eigenem Eingang und hinter einem dünnen Vorhang, damit die Männer beim Beten nicht "abgelenkt" werden. In nicht-orthodoxen Synagogen jedoch sitzen Männer und Frauen gemischt oder im selben Raum in zwei verschiedenen Reihen ohne irgendwelche Abtrennung bzw. Vorhang. Im Zentrum des Raumes steht die Bima, ein großes Pult für die Toralesung.

Der zentrale Punkt der Synagoge ist die "Heilige Lade" mit den Torarollen. Sie ist mit einem bestickten Samtvorhang geschmückt. Er muß gegen Jerusalem gerichtet sein (in Europa und Amerika etc. immer gegen Osten), daher auch die Bezeichnung der zentralen Wand als die Ostwand. Vor der "Heiligen Lade" hängt das "Ewige Licht", das ständig brennt (wie einst die Menora im Heiligtum in Jerusalem) und als Symbol der "Stätte des Geistes" gilt.

Von links nach rechts: Die Innenräume der Synagogen in Düsseldorf, Frankfurt/M und Worms. Im Vordergrund jeweils die Bima, das Tora-Lesepult, an der Stirnseite der Tora-Schrank, die "Heilige Lade"


Der geöffnete Tora-Schrank der Düsseldorfer Synagoge mit mehreren Tora-Rollen.

An den Wänden der Synagoge dürfen keinerlei Bilder oder Statuen angebracht sein, gemäß dem zweiten der "10 Gebote": "Du sollst dir kein Abbild machen".

Der siebenarmige Leuchter, die Menora, gehört zusammen mit dem Davidstern zum Symbol für das Judentum und das jüdische Volk. Beide sind häufig in Synagogen zu finden oder werden als Ornamente im Synagogenbau verwendet.

Schon seit der Antike ist der Tempelleuchter das häufigste jüdische Symbol. Der Davidstern dagegen ist erst seit dem 16. Jahrhundert Symbol für das Judentum. Die Menora wurde 1948 mit der Staatsgründung Israels offizielles Emblem des jüdischen Staates. Auf der Staatsflagge ist der Davidstern zu sehen.

Informationen nach Rabbiner Meir Ydit

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DAVIDSTERN
Der Davidstern ist ein aus zwei versetzt aufeinander liegenden Dreiecken gebildeter Stern. In der Antike war er ein weit verbreitetes dekoratives Zeichen ohne spezielle Bedeutung. Ein erster sicherer jüdischer Nachweis befindet sich auf einem Siegel aus Sidon (7.Jh.v.Chr.). Als magisches Zeichen in hebräischen Handschriften und auf Amuletten ist der Davidstern erst seit dem Mittelalter belegt, ursprünglich unter der Bezeichnung "Siegel des Salomo". Noch bis 1700 existieren beide Begriffe nebeneinander. Der offizielle Gebrauch ist erstmals im 14. Jh. in Prag nachzuweisen, als Karl IV. der Prager jüdischen Gemeinde das Privileg einer eigenen Fahne einräumte, auf der der Davidstern angebracht war. Bis zum 18. Jh. war der Davidstern vorwiegend auf Ritualien zu finden, seit dem 19. Jh. erfährt er eine weite Verbreitung als Symbol des Judentums. Der Zionismus übernahm ihn als Zeichen seiner Bewegung, und von dort gelangte er auf die Nationalflagge des Staates Israel. In Israel selbst ist er u.a. Zeichen des "Roten Davidsterns", der dem Roten Kreuz entsprechenden Organisation.

   

"JUDENSTERN"
Zur Zeit des Nationalsozialismus wurde der Davidstern zum "JUDENSTERN", einem aus gelben Dreiecken zusammengefügten Stern, in dessen Mitte die schwarze Aufschrift "Jude" stand. Seit dem 23. November 1939 mußten sich alle Juden in den von deutschen Truppen besetzten polnischen Gebieten so kennzeichnen. Eine ähnliche diskriminierende Kennzeichnung in Form eines Kreises hatten Juden in Deutschland schon zu mittelalterlicher Zeit tragen müssen. Am 2. September 1941 wurde durch Polizeiverordnung auch für alle Juden im Deutschen Reich verfügt, daß sie diesen gelben Stern zu tragen hatten. Es wurde angeordnet, daß es allen Juden ab dem sechsten Lebensjahr verboten sei, "sich in der Öffentlichkeit ohne einen Judenstern zu zeigen." Die Juden mußten den Stern bezahlen und auf einer Empfangsbestätigung bescheinigen: "Ich verpflichte mich, das Kennzeichen sorgfältig und pfleglich zu behandeln." Über diese gesetzlich geregelte Verwendung des "Judensterns" hinaus, wurde dieses entgegen seiner ursprünglichen Bedeutung jetzt antisemitische Symbol verwendet, um jüdische Gebäude und Einrichtungen zu beschmieren. Heutige Neonazis benutzen den Davidstern gleichfalls als "Judenstern", um damit insbesondere jüdische Friedhöfe zu verunstalten.

   
WAS BEDEUTET "JUDA"?
Juda ist der Name einer der Stämme Israels. Das unter Saul 1012 v.Chr. gegründete Königreich des Volkes Israel, das unter den Königen David und Salomon zu hoher Blüte gebracht wurde, zerbrach 926 v. Chr. nach dem Tode Salomons. Nachdem Salomons Sohn, Rehabeam, dem Norden des Landes, Israel, Steuererleichterungen verweigerte, erhob sich die Bevölkerung und rief ein selbständiges Königreich Israel aus, während der Süden sich nach dem Namen des Stammes "Juda" (hebr. "Gottlob") benannte mit Jerusalem als Hauptstadt. Nach der Vernichtung des Nordreiches durch die Assyrer (722 v. Chr) blieb nur noch das Südreich übrig. Seitdem bürgerte sich die Bezeichnung "Juden" anstelle von "Israeliten" ein. Von Nebukadnezar, dem König der Babylonier, wurde Jerusalem 587 v.Chr. mit dem Königspalast und dem Tempel zerstört, und ein großer Teil der Bevölkerung lebte in Babylonien im Exil.

Die historische Bedeutung des Namens "Juda" wurde im Nationalsozialismus antisemitisch verwendet. Im Wochenblatt "Der Stürmer" und in antijüdischen Schmierereien tauchten Formulierungen wie "Juda verrecke" auf, wobei mit "Juda" das gesamte Volk der Juden gemeint war. Die gegenwärtige neonazistische Szene in der Bundesrepublik Deutschland verwendet ebenfalls den Begriff "Juda" in eindeutig diskriminierender Absicht.

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