Die zweite Synagoge aus dem 18. Jahrhundert

In Groß-Gerau gab es drei Synagogen (siehe Stadtplan). Die zweite wurde 1741 im Hof des Ahron durch Zimmermeister Lautenschläger errichtet (siehe Dokument). Heute: Am Burggraben. Spuren sind keine mehr vorhanden.

Trotz des Widerstands seitens des Stadtrates erhielten die Juden 1739 die Genehmigung, ihre Synagoge wieder instand zu setzen. Die Synagoge durfte im Hof des Schutzjuden Ahron in der ehemaligen Schafstraße gebaut werden. Die Bedingungen, die mit dieser Genehmigung verknüpft wurden, waren:

Zahlung eines "Sühnegeldes" in Höhe von 30 Gulden an die Kasse der evangelischen Kirche. Das Gebäude mußte in einiger Entfernung von der Straße gebaut werden, um den Zorn der Christen nicht zu erregen. Der Widerstand des Magistrats gegen den Bau wurde dem Landgrafen gegenüber mit finanziellen Einwänden begründet. Es sollte keine jüdische Ansiedlung begünstigt werden, "weil die christlichen Händler sich ohne die Juden besser ernähren und vorwärtskommen könnten". Noch im Jahre 1738 wurde ein Vertrag unterzeichnet zwischen Moses Ahron, Ahron Mortge und Sussmann Samuel seitens der jüdischen Gemeinde und dem Baumeister Johann Adam Lautenschläger. Der Zimmermeister verpflichtete sich, ein Gebäude aus Eichenholz anzufertigen. 32 Schuh lang und 24 Schuh breit (ca. 11 mal 8 Meter), dem Baumeister wurden 750 Gulden gezahlt. Das Gebäude diente der Gemeinde Groß-Gerau bis 1892. Zur Zeit des Synagogenbaus (1738) lebten 60 Juden in Groß-Gerau.

Info-Seite "Synagoge"

Dokument:
Vertrag zum Bau einer Synagoge
in Groß-Gerau vom 10. Februar 1738

"Kundt undt zu Wissen Seye hiermit Jeder Manniglich das heut zu unten gesetzten Dato ist Ein auffrichtiger undt redlicher Bau Contract beredet undt beschlossen worden zwischen beiden Theillen, Zwischen Moyses Ahron undt Ahron Mortge undt Sussmann Samuel veraccordiren im Nahmen der gemeinde Judenschafft dem Meister Johann Adam Lautenschläger Bürger undt Zimmer Meister allhier.
Erstlich die Drey bemelde Juden veraccordiren dem Meister Johann Adam Lautenschläger das gemeinde Judenschulhaus [= Synagoge] vellig accord messig zu stellen in Summa. Er Lautenschläger ist Schultig denen Juden den schlissel zu lieffern von solchen wie nachbemeldet würdt versprechen obige drey Juden ihme Lautenschläger vor Solchen Bau baar zu bezahlen 750 Gulden.
Gros-Gerau, den 10. Februar 1738"

Auszug aus den Gerichts- und Stadtratsprotokollen von Groß-Gerau (1660 - 1735) mit Einträgen
die in Groß-Gerau lebenden jüdischen Familien betreffend:

Protokoll 1

Protokoll 2

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