Pogromnacht - der Anlass

Das Attentat auf den Legationsrat vom Rath in Paris am 7. 11. 1938 durch den jüdischen Studenten Grynszpan, diente zum Vorwand, einen organisierten Pogrom gegen die Juden in Deutschland zu veranstalten. Von Rath erlag zwei Tage später, am 9. November, seinen Schussverletzungen.

Der in den Nazi-Zeitungen als "jüdischer Mordbube" bezeichnete Herschel Grünspan

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Das Attentat in Paris

Am Vormittag des 7. November 1938, einem Montag, wurde der an der deutschen Botschaft in Paris tätige 29jährige Legationsrat Ernst vom Rath auf offener Straße niedergeschossen und ins Krankenhaus eingeliefert. Die Polizei nahm den 17 Jahre alten Herschel Grynszpan als Täter fest. Die Eltern Grynszpans gehörten zu den rund 17 000 im Deutschen Reich lebenden Juden polnischer Staatsangehörigkeit, die am 17./18. Oktober 1938 in "Abschiebehaft" genommen und in Sonderzügen nach Polen transportiert wurden oder denen dieses Schicksal noch bevorstand. Die polnische Regierung ihrerseits forcierte seit 1936 die jüdische Auswanderung, war also an den Einreisenden keineswegs interessiert und internierte sie.

Herschel Grynszpan, der bei einem Onkel in Paris vorübergehend Aufnahme gefunden hatte, war brieflich vom Schicksal seiner Eltern im Sammellager an der Grenzstation Zbaszyn informiert, er selbst von der Abschiebung aus Frankreich bedroht; sein Attentat auf vom Rath kann deshalb mit einer Kurzschlußreaktion, einem Akt der Verzweiflung erklärt werden. Die französischen Behörden gaben dem deutschen Auslieferungsbegehren statt. Über sein Schicksal liegen verläßliche Nachrichten nicht vor, 1960 erklärte ihn das Amtsgericht Hannover mit Wirkung vom 8. 5. 1945 für tot. Ernst vom Rath, kein glühender Nationalsozialist, erlag am Abend des 9. November 1938 seinen Verletzungen.

(Reiner Bernstein, Ein Meilenstein auf dem Weg in den Abgrund, in: Wilhelm Böhm u.a. (Hg.), Als die Gotteshäuser brannten. Was geht uns heute noch die Pogromnacht vom 9. 11. 1938 an? Ein Werkheft, Düsseldorf 1988, S. 11)