Stolpersteinverlegung am 21.5.2016
Familie Guthmann im Stolpersteine-Guide
Historische Fotogalerie Lehmann Guthmann
Alter
im Jahr 1933 |
Schicksal | Bemerkungen | |
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Lehmann Guthmann geb. 7.7.1836 gest. 1.11.1919 |
verzogen nach Eich | Grab auf dem jüd. Friedhof | |
Babette Guthmann geb. Guthmann geb. 1.1.1843 gest. 11.3.1926 |
Ehefrau von Lehmann Grab auf dem jüd. Friedhof |
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Min(n)a Kahn geb. Guthmann geb. 21.10.1881 |
52 | 1935 unfreiwillig verzogen nach Frankfurt; deportiert 2.6.1942 nach Lublin;
ermordet |
Tochter von Lehmann und Babette Kurz- und Kolonialwarengeschäft |
Adolf (Wolf) Kahn geb. 13.6.1881 gest. 21.7.1918 |
gefallen im 1. Weltkrieg | Ehemann von Mina; Heirat am 7.7.1910 Grab auf dem jüd. Friedhof |
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Gertrude (Trude) Kahn, geb. 8.7.1911 |
22 | 1935 unfreiwillig verzogen nach Frankfurt;
1942 Deportation und Tod an unbekanntem Ort im Osten |
Tochter von Adolf und Mina; Verkäuferin im Geschäft |
Herta Kahn, geb. 1912 |
21 | 1935 unfreiwillig verzogen nach Frankfurt; 1937 Flucht in die USA / New York |
Tochter von Adolf und Mina |
Jakob Guthmann geb. 29.1.1869 |
64 | unfreiwillig verzogen nach Frankfurt; deportiert 1941 ins Getto Litzmannstadt; Todesdatum 15.1.1942 | Sohn von Babette und Bruder von Mina; |
Amalie Guthmann, geb. Stein geb. 31.1.1881 |
52 | unfreiwillig verzogen von Esslingen nach Frankfurt; deportiert 1941 ins Getto Litzmannstadt; ermordet | Ehefrau von Jakob wo sie wohnte ist unbekannt |
Jakob Guthmann geb. 3.4.1868 in Eich |
65 | unfreiwillig verzogen nach Frankfurt; 1942 deportiert nach Theresienstadt; |
2. namensgleicher Sohn von Babette und Bruder von Mina; wohnhaft in Wiesbaden wurde 1938 in Eich brutalst misshandelt: mit dem Auto geschleift und an den Beinen aufgehängt |
Lina Guthmann | Ehefrau des Jakob aus Eich |
Stammbaum der Familie Guthmann (blau markiert sind Personen aus obiger Tabelle)
Familie Guthmann im "Judenhaus" in Wiesbaden, Bahnhofstr. 25
Recherchen ergaben folgende Informationen über die Menschen und die Häuser, in denen sie wohnten:
Anzeige unten vom 22.3.1920 Wolf oder Adolf Kahn, geb. am 13. 6. 1881, erlebte das Ende des Ersten Weltkriegs nicht mehr. Er liegt auf dem Jüdischen Friedhof in Groß-Gerau begraben. Er ist der Sohn des Elieser Halevi, hatte laut Archiv Diehl kein eigenes Haus, wohnte aber durch seine Heirat mit Mina oder Minna, geb. Guthmann, in der Darmstädter Straße 1. Paul Arnsberg zählt ihn zu den Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Danach wäre er nur 37 Jahre alt geworden. Seine Ehefrau Mina ist ebenso jung zur Witwe geworden. Als seltene Ausnahme wird sie im Groß-Gerauer Adressbuch 1926 als selbstständige Kurzwarenhändlerin geführt. Geboren am 21. 10. 1881 in Groß-Gerau, verlor sie ihren Mann als sie 36 war und erlebte die „Machtergreifung“ im fünfzigsten Lebensjahr. Das auch als „Kolonialwarenladen“ bezeichnete Geschäft in der Darmstädter Straße 1 gehörte vormals den Guthmanns. Dort müssen schon ihr Vater Lehmann Guthmann, im Alter von 83 am 1. 11. 1918, nach seinem Schwiegersohn Wolf verstorben, und ihre Mutter, Babette Guthmann, auch geborene Guthmann, die aus Hamm im Kreis Worms stammte, gelebt und gearbeitet haben. Beide sind auf dem Jüdischen Friedhof in Groß-Gerau beerdigt. Babette starb am 11. 3. 1926. Babette hatte einen Bruder namens Jakob Guthmann, geb. 29. 1. 1869, der vor 1939 in die Wöhlerstraße 4 nach Frankfurt a. M. zwangsweise verzog und von Frankfurt aus am 19./20. 10. 1941 ins Ghetto Lodz = Litzmannstadt verschleppt wurde; dort fand er den Tod am 15. 1. 1942 zusammen mit seiner Ehefrau Amalie, geb Stein. Minnas letzte Adresse in Frankfurt ist die Seilerstraße 14, wo sie von Vermietungstätigkeit lebt; am 2. 6. 1942 wird sie an einen unbekannten Ort im Osten deportiert, wahrscheinlich nach Lublin, wo sie „verschollen“ ist. Ihr Todesdatum wurde auf das Kriegsende am 8.5. 1945 festgesetzt. Tochter Herta gelingt 1937 die Flucht nach New York. Belegt durch einen Eintrag ihrer Schiffsankunft in New York (zur Quelle). Gertrud (Trude) Kahn wird 1942 in den Osten deportiert und ermordet. In der früher so genannten Galgenstraße, später Darmstädter Straße 1, leben zur Zeit der Anlage des Grundbuchs (Flur I, Nr. 133 und 134) im September 1910 – ältere Eintragungen gehen bis 1872 zurück – Adolf und Mina Kahn, geb. Guthmann. Sie hatten 1910 geheiratet. Sie bestätigen am 23. 10. 1910, dass sie 10.000 Mark von der Bezirkssparkasse Groß-Gerau erhalten haben. Auch Lehmann Guthmann und Babette, geb. Guthmann, bezeugen diese Grundschuld. Lehmann Guthmann scheint die 513 qm und 437 qm, Hofreite mit Grabgarten 1910 auf die jungen Eheleute übertragen zu haben. Am 23. 8. 1926 wird die Aufwertung der aufgenommenen 10.000 PMK auf 2498 GM mitgeteilt. Mina Kahn, inzwischen Witwe des Wolf = Adolf Kahn, vertritt die Tochter Herta Kahn, wohnhaft in Köln-Ehrenfeld, zusammen mit Gertrude Kahn, Verkäuferin in Groß-Gerau, als Nacherben beim Verkauf von Grundstücksteilen der Darmstädter Straße 1 an die Eheleute Christoph Gescheidle, Fahrradschlosser, und seine Ehefrau Rosa Christina Kippes am 20. 3. 1935. Der Tod von Wolf Kahn am 21. 7. 1918 lag damals für die verwitwete Mina bereits 17 Jahre zurück. Herta Kahn hatte ihre Mutter bevollmächtigt, ihren Anteil an der Darmstädter Straße 1 mit zu verkaufen (Bd. XX, Bl. 1541 im Grundbuch, Groß-Gerau). Die Neuvermessung der Hofreite in der Galgenstraße hatte bereits am 6. 2. 1935 stattgefunden. Der Plan der neu vermessenen Grundstücke zwischen Darmstädter Straße, Jahnstraße und Hindenburgring (= Friedrich-Ebert-Anlage) vom 30. 1. 1935 ist in den Akten einsehbar und zeigt anschaulich deren Tiefe an. Aus der Grundstücksteilung resultierte am 21. 10. 1935 ein weiterer Kaufvertrag: Mina Kahn, in Vertretung handelnd für Herta Kahn, Köln-Ehrenfeld sowie Gertrude Kahn, Verkäuferin, verkaufen die Hofreite (Fl. I 133 431 und Grabgarten (372) in der Darmstädter Str. 1 an August Wilhelm Oeder, Optiker und seine Ehefrau Frieda Johanna, geb. Theurer in Groß-Gerau zum Preis von 14.000 GM. Zu diesem Zeitpunkt leben die beiden Groß-Gerauer Kahns bereits in Frankfurt a. M. Das Amt für Vermögenskontrolle und Wiedergutmachung in Darmstadt spricht am 1. 7. 1949 die Vermögenssperre gegen das Ehepaar Oeder aus (XX Bl. 1541, Fl I, 133) und die Jewish Restitution Successor Organization wünscht die Akteneinträge seit dem30. 1. 1933 zu erhalten. Die Vermögenssperre gegen August Wilhelm Oeder wird am 14. 9. 1950 aufgehoben. Wie der Vergleich bei der Wiedergutmachungskammer des Landgerichts Darmstadt aussah, ist nicht feststellbar. 1962 führt eine Neuvermessung zu einem Veränderungsnachweis im Grundbuch und zur Teilung zwischen der Darmstädter Straße 1 (Optiker Oeder) und Jahnstraße 2 (Gescheidle). Die Flurkarte veranschaulicht dies. |